B12 Modellprojekte zur Reformation des schulischen Bewertungssystems

Status:
angenommen

Die SPD-Landtagsfraktion soll sich für die Implementierung von Modellprojekten zur Erprobung alternativer Bewertungsmethoden, die klassisch numerische Schulnoten ersetzen können, einsetzen. Dabei sollen insbesondere Leistungsbewertungen im Vordergrund stehen, die beispielsweise verbaler Natur sind. Schulen, die daran partizipieren möchten, sollen zusätzliche personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, damit kein erheblicher Mehraufwand für die Lehrkräfte entsteht. Die Projekte sollen zudem in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg betreut werden.

Begründung:

Die Kritik an Noten ist so alt wie sie selbst. Es gibt jedoch viele verschiedene alternative Bewertungssysteme, die statt dem klassischem Ziffernzeugnis ausgegeben werden können. Ein Beispiel hierfür sind Lernportfolios, ein anderes Lernentwicklungsgespräche in Kooperation mit den Eltern. Die meisten alternativen Leistungsbewertungen zielen darauf ab, Stärken und Schwächen der Kompetenzentwicklung in den einzelnen Fächern kenntlich zu machen, die bei einer simplen Nummer schlicht nicht zum Ausdruck kommen können. Sie dokumentieren in einigen Fällen auch einen Lernprozess, der für die Schüler:innen nachvollziehbar wird.

Es gibt bereits Studien über den Einsatz von solchen Bewertungssystemen, die jedoch einige Jahre zurückliegen. Vorteile ergeben sich vor allem für „leistungsschwächere“ Schüler:innen (solche, die schlechtere Noten erhalten, was jedoch nicht unkritisch mit Leistung gleichgesetzt werden sollte). Skepsis bringen vor allem Eltern mit, in den höheren Stufen des Schulwesens, insbesondere dem Gymnasium, auch die Lehrkräfte. Viele vertreten die Meinung, dass Noten eben zum Schulwesen gehören und sind an einem Vergleich mit anderen Schüler:innen interessiert. Diese soziale Bezugsnorm nehmen „leistungsstärkere“ Schüler:innen ebenfalls bevorzugt wahr.

Diese Art der Vergleichbarkeit würde zwar erschwert werden, stattdessen stehen bei alternativen Bewertungssystemen die individuellen Fortschritte im Vordergrund. Dies bringt motivationale Vorteile für fast alle Schüler:innen mit und würde die soziale Bezugsnorm, welche aus verschiedenen Gründen problematisch (z.B. die unterschiedlichen Fähigkeitsselbstkonzepte) ist, in den Hintergrund stellen.

Eine klare Präferenz lässt sich im Bereich der Arbeitgeber:innen feststellen: Sie schätzen verbalisierte Zeugnisse, da Rückschlüsse auf Persönlichkeit, Kompetenzen und Stärken sowie Schwächen einer Person gezogen werden können. Eine 2 in Biologie gibt z.B. keine Auskunft darüber, ob die Person eher theoretisch konzeptionell veranlagt ist oder gute Praktiken im Labor absolviert. Dies sollte auch stärker für Bewerbungsprozesse an Universitäten berücksichtigt werden, jedoch soll durch die Modellprojekte vordergründig Information darüber gesammelt werden, wie Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen zu alternativen Bewertungen stehen. Langfristig sollte darauf abgezielt werden, das Notensystem, wie es jetzt besteht, durch alternative Bewertungen abzulösen.

Text des Beschlusses:

Die SPD-Landtagsfraktion soll sich für die Implementierung von Modellprojekten zur Erprobung alternativer Bewertungsmethoden, die klassisch numerische Schulnoten ersetzen können, einsetzen. Dabei sollen insbesondere Leistungsbewertungen im Vordergrund stehen, die beispielsweise verbaler Natur sind. Schulen, die daran partizipieren möchten, sollen zusätzliche personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, damit kein erheblicher Mehraufwand für die Lehrkräfte entsteht. Die Projekte sollen zudem in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg betreut werden.

Beschluss-PDF:
Überweisungs-PDF: